Meine Begegnungen mit israelischer Musik - Publications

Jörn Böhme

Wenn im Folgenden von israelischer Musik die Rede ist, dann geht es um einen subjektiven Einblick und nicht um einen Gesamtüberblick. Die Auswahl ist durch meinen Geschmack bestimmt, somit geht es um Rock, Jazz und Blues. 

Begegnungen mit israelischer Musik hatte ich vor meinem Israelaufenthalt, der Anfang 2006 begann, nur vereinzelt. Vor Jahren erhielt ich von einem Freund eine Kassette von Haim Mosche  mit der Bemerkung, hier handle es sich um den „israelischen Heino“. Der Sänger kommt aus dem Jemen und seine Musik gehört in die Kategorie Misrahi-Musik.

Während eines Israel-Aufenthaltes hatte ich mir wegen eines Artikels in der Zeitung eine CD der Sängerin Achinoam Nini  gekauft, die mir sehr gut gefiel. Außerdem hatte ich von der Gruppe Ethnix  gehört, die eine poppige Mischung aus orientalischer und westlicher Musik spielt. Während der ersten Intifada, Ende der 80er Jahre, brachte Si Himan  das umstrittene Lied „Schiessen und Weinen“ heraus, in dem das Vorgehen israelischer Soldaten gegen die aufständischen Palästinenser kritisiert wurde.  Das Lied durfte in der Armeeradiostation nicht gespielt werden. In Solidarität mit Si Himan spielte Joan Baez das Lied während eines ihrer Konzerte in Israel.

In Deutschland hatte ich verschiedene Auftritte von israelischen Musiker_innen besucht. Ethnix sah ich in Frankfurt, Achinoam Nini und Si Himan in Berlin. Si Himan gab 1990 in Berlin ein fulminantes Konzert, bei dem sie den gesamten Raum der Bühne einnahm und ihre drei Mitspieler lediglich musikalische Funktionen ausübten.

Durch meinen inzwischen vierjährigen Aufenthalt in Israel hatte ich Gelegenheit Einblicke  in die bunte und vielfältige israelische Musikwelt zu bekommen, lernte Clubs und Konzertsäle, Musiker_innen und Gruppen kennen.

Meine erste Entdeckung war der inzwischen berühmten Zappa Club  in Tel Aviv. Dort hörte ich eine Gruppe mit dem skurrilen Namen Third World Love . Die Musik war eine spannende Mischung aus Jazz mit einigen rockigen Elementen.

Im Zappa Club tritt auch einer der Großen der israelischen Musikszene regelmäßig auf: Yehuda Poliker . Seine Rock-Musik ist von starken griechischen Einflüssen bestimmt, eine Referenz an seine Eltern, die aus Saloniki stammen. Seine Eltern sind Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz. Poliker und sein Songtexter Ya’acov Gilad hatten schon jahrelang zusammengearbeitet bevor sie feststellten, dass sie beide Kinder von Shoah-Überlebenden waren. Daraus entstand 1988 das bis dahin in Israel einzige Musik-Album, das sich mit der Shoah beschäftigte. Die Musik, die Musiker und deren Eltern sind Thema eines beeindruckenden Dokumentarfilmes mit dem Titel „Wegen dieses Krieges“ .
Alle Versuche eine Karte für eines der Konzerte von Yehuda Poliker zu bekommen scheiterten: ich war immer zu spät dran und es war ausverkauft. Erst als Poliker aus Anlass des 35. Jahrestages der Gründung der Association For Civil Rights In Israel (ACRI) ein Konzert gab, kam ich in den Genuss ihn live zu erleben.

Auf meiner Entdeckungsreise durch die israelische Musikwelt  stieß ich auf einen kleinen schönen Jazzclub im Hafen von Tel Aviv: Shablul, die Schnecke.  Auch den Musik-Club Levontin 7  lernte ich zunächst durch Jazz-Musik kennen: Avi Leibovitch und sein Orchester . Die Gruppe spielt einen stark von Bläsern bestimmten Jazz und nahm mit ihren vielen Musikern die ganze Bühne des kleinen Clubs ein. Das war nicht nur ein musikalisches sondern auch optisches Erlebnis.

Meine erste Begegnung mit einem der Großen der israelischen Rock-Musik kam auf Umwegen zustande. Ich fuhr im Auto und stellte plötzlich fest, dass ich den hebräischen Refrain eines Liedes verstand: „Der Messias kommt nicht und er ruft auch nicht an.“ Ich glaube, ich war noch mehr begeistert von dem Umstand, dass ich mit meinen geringen Hebräischkenntnissen den Refrain verstand, als von dem Text selbst. Einige Tage später ging ich in den CD-Laden The Third Ear  und fragte einen Verkäufer nach dem Song. Er sah mich etwas erstaunt an und meinte, das sei Shalom Hanoch . Das Lied, um das es sich handelte, heißt „Warten auf den Messias“ und ist einer seiner bekanntesten Songs . Je mehr ich von ihm hörte, desto besser gefiel mir die Musik. Ich erwarb zahlreiche CDs und hoffte, ihn endlich einmal live sehen zu können. Doch bevor ich Shalom Hanoch zum ersten Mal auf der Bühne erlebte, begegnete ich seiner Musik in einem ganz speziellen Kontext.
In Herzliya wurde am Interdisciplinary Center die jährliche Herzliya-Konferenz veranstaltet. Die Hauptveranstaltungen der Konferenz fanden in einem großen Zelt statt. An das Zelt angedockt waren moderne Toilettenwagen. Bei einem Besuch der Toilette hörte ich den mir inzwischen bekannten Song mit dem Refrain „Der Messias kommt nicht, er ruft nicht mal an.“ Die Musik kam von einem Monitor über den Pissoir auf dem – wie sich später beim erneuten Toilettengang herausstellte, ein Konzert mit Shalom Hanoch in einer Endlosschleife lief.
Ein ausgezeichnetes Konzert mit Shalom Hanoch sah ich kurze Zeit später im Hangar 11  im Tel Aviver Hafen. „Warten auf den Messias“ kam als Zugabe und das Publikum sang laut mit.

Einen weiteren Rock-Musiker lernte ich auf einer politischen Veranstaltung kennen. Das Public Committee Against Torture in Israel  eröffnete im Oktober 2008 eine Ausstellung namhafter Künstler zu Unterstützung seiner Arbeit. Dort spielte der in Israel geborene und heute in Schweden lebende Dror Feiler , der Free-Jazz und experimentelle Musik macht, zuerst alleine und dann zusammen mit Zeev Tenne  und seiner Gruppe. Das führte mich erneut in den CD-Laden und so kamen weitere CDs in meine Sammlung. Dabei stellte ich fest, dass er unter anderem einen Song für den bekannten Film Waltz With Bashir  geschrieben hatte . Der Refrain lautete „Ich bombardierte jeden Tag Beirut… Ich lebe. Ich hätte auch sterben können“.
Die Musik gefiel mir sehr gut. Bedauerlicherweise verstehe ich wenig von den Texten. Das merkte ich daran, dass ich zwar verstand, dass der Titel eines Songs „Die Deutschen“ hieß und der Refrain lautete: „Ich hasse die Deutschen“, aber mehr eben nicht. Auf dem entsprechenden Video bei Youtube sind u.a. Gasflaschen, Bahngleise und Brauseköpfe zu sehen.  Ein halbes Jahr später besuchte ich zusammen mit zwei Anfang 20-Jährigen aus Deutschland ein Konzert von Zeev Tenne im Tmuna Theater , einem weiteren sehr guten Musik-Club. Zu meiner Überraschung gefiel den beiden die sehr laute, harte und rockige Musik ausgesprochen gut. Mehr Informationen über den Song „Die Deutschen“ erhielt ich auf einer Demonstration israelischer Friedensgruppen zum 42. Jahrestag des Beginns der israelischen Besatzung von Westbank, Gazastreifen und Golanhöhen. Dort begegnete ich dem Künstler und sprach ihn auf den Inhalt des Songs an. Er sagte, ein Teil seiner Familie sei in der Shoah ermordet worden. Die Botschaft sei: wenn die Israelis die Politik gegenüber den Palästinensern nicht änderten, würden diese die Israelis irgendwann so hassen, wie er die Deutschen. Außerdem erzählte er, dass er demnächst auf der Ben Yehuda Str. einen Imbiss eröffnen werde, wo man deutsche Würstchen bekomme. Tatsächlich kann man dort heute eine Bratwurst bekommen, mit den verschiedensten Sorten Dijon Senf, Sauerkraut und lokales Goldstar Bier. Das ganze scheint ein lohnendes Geschäft zu sein. Inzwischen hat ein zweiter „Frank“ – so heißt der Laden – in der Herzl Str. aufgemacht.

Begegnungen mit palästinensischer Musik hatte ich in weitaus geringerem Maße. Bekannt war mir durch Videoclips von Udi Aloni  lediglich die israelisch-palästinensische Rap-Gruppe Dam  . Die erste Begegnung mit palästinensischer Live-Musik hatte ich bei der Hochzeitsfeier einer ehemaligen Mitarbeiterin des Israel-Büros der Heinrich-Böll-Stiftung. Dort spielte zunächst eine unscheinbar wirkende Band eine ziemlich schreckliche Dudelmusik. Ich befürchtete bereits, dass diese Musik den ganzen Abend gespielt würde, als die Gruppe unterbrach und dann ihre eigene Musik anfing zu spielen: laut, rhythmisch, schnell und mit zwei sehr guten Sängern. Der Leadsänger irritierte mich, denn er sah eher wie der Mitarbeiter einer Versicherung aus, als ein Sänger. Erst kürzlich fand ich heraus, dass es sich um Wael Shahtout und seine Gruppe handelte.  Später erfuhr ich, dass er tatsächlich ein Versicherungsvertreter ist.

Mein musikalischer Horizont erweiterte sich durch ein Geburtstagsgeschenk meiner Mitarbeiterinnen: es handelte sich um die erste und bisher leider einzige CD der Gruppe Habanot Nechama . Diese aus drei Frauen bestehende Folk-Gruppe hatte inzwischen auch zahlreiche Auftritte in Deutschland. Im November 2009 gaben sie im Hafen von Tel Aviv ein Konzert, bei dem sie teilweise alleine und teilweise mit der deutschen Gruppe Ulman  zusammen spielten. Die Zusammenarbeit israelischer und deutscher Musiker_innen, bei der es auch zu einem gemeinsamen Konzert der israelischen Gruppe Boom Pam  und 17 Hippies  kam, wird von der Stiftung Deutsch-Israelisches Zukunftsforum  gefördert.  Eines der Mitglieder von Habanot Nechama, Yael Deckelbaum , hat inzwischen ein ebenfalls sehr erfolgreiches und gutes Soloalbum herausgebracht.

Während auf dem Album von Yael Deckelbaum ausschließlich auf Englisch gesungen wird, singen die meisten israelischen Gruppen auf Hebräisch. Zu den Ausnahmen zählt Geva Alon , der inzwischen solo bzw. mit seiner Gruppe The Flying Baby  fünf CDs veröffentlicht hat. Seine Musik erinnert zeitweise an Neil Young. Er spielte aus Anlass des Earth Day am 22.4.2010 auf dem Rabin-Platz. Schon vorher hatte ich ihn in einem unglaublich guten Konzert im Tmuna-Theater gesehen.

Eine wahre Entdeckung war an diesem Abend die zweite Gruppe, die auftrat. Noch nie hatte ich jemanden gesehen, der neben Gesang und Gitarre dermaßen als Schauspieler auf der Bühne in Erscheinung trat. Ich hatte den Eindruck, dass einem die Hälfte entgehen würde, wenn man nur die Musik hören würde. Außerdem fiel mir auf, dass von 17 bis 47 fast alle Leute in meiner näheren und ferneren Umgebung die Songs mitsangen. Ich fragte jemand neben mir, wer da spiele. Die Antwort: Rami Fortis . Sofort nach dem Konzert ging ich in „meinen“ CD-Laden, um mehr von ihm kennen zu lernen. Dort erzählte man mir, der Sänger werde von seinen Fans auch „Fortis Meschuga“, Fortis, der Verrückte, genannt. Über Rami Fortis gelangte ich zu einem weiteren bekannten Rock-Musiker, der mir ausgesprochen gut gefällt: Barry Sakharov .

Ebenfalls auf Englisch singen Asaf Avidan & The Mojos . Jemand hatte mir die Gruppe empfohlen und ich erwartet einen männlichen Sänger. Als ich die CD hörte, war ich nachhaltig verwirrt. Das war doch keine männlich Stimme. Da aus dem Beiheft deutlich wurde, dass in der Band auch eine Frau mitspielte, nahm ich an, dass diese die Sängerin sei, und dass Asaf offensichtlich auch ein Name für Frauen ist. Doch in einem Artikel über die Gruppe las ich, der Sänger singe teilweise wie Janis Joplin. Geglaubt habe ich das alles erst, als ich verschiedene Videoclips auf Youtube sah . Zwischen den Pessachfeiertagen fand ein Konzert in dem großen Mann-Auditorium statt. Vor dem Konzert fragte ich mich, ob hier wohl richtig Stimmung aufkommen würde. Außerdem war mir aufgefallen, dass keinerlei alkoholische Getränke verkauft wurden. Ob das mit Pessach zusammenhing, wo vielfach kein Bier verkauft wird, oder ob in dem Konzertsaal auch sonst kein Alkohol verkauft wird, wusste ich nicht. Schon kurz nach Beginn des Konzertes stellten sich alle Befürchtungen über mangelnde Stimmung als unbegründet heraus. Nach einigen eher ruhigen und melodiösen Stücken, wurde es richtig laut und rockig. Sofort strömten die meist jugendlichen Fans zur Bühne und blockierten alle Gänge. Warum das Sicherheitspersonal dies zuließ, wunderte auch den Journalisten von Haaretz, der über das Konzert berichtete . Die Gruppe ist inzwischen auch häufig in Deutschland aufgetreten . Vor Asaf Avidan & The Mojos sang an dem Abend Tamar Eisenmann . Sie trat kurze Zeit später bei einem Solidaritätskonzert für den, von rechts-nationalistischen Kräften heftig angegriffenen, New Israel Fund  auf, eine Stiftung, die NGOs in Israel fördert, die sich für demokratischen Wandel, soziale Gerechtigkeit und Gleichheit einsetzen .

Ein Konzert, das ausgesprochen gut war, fand im Juni diesen Jahres wiederum im Tmuna-Theater statt: Amir Lev . Unter dem Titel „The Last Man“ veröffentlichte die Tageszeitung Haaretz im Februar 2010 in ihrer Wochenendbeilage einen langen Artikel über den Musiker Amir Lev . Noch bevor ich den Artikel gelesen hatte, stöberte ich am gleichen Tag die Sonderangebote eines CD-Ladens durch und kaufte mir eine Live-CD von Amir Lev. Diese gefiel mir sehr gut und so las ich den Artikel mit großem Interesse und Vergnügen. Durch das Konzert wiederum stieß ich auf eine weitere Gruppe. Bei einigen Liedern ließ sich Amir Lev von dem ebenfalls sehr guten Gitarristen Avi Belleli  begleiten. Er ist Mitlied der Band Nikmat Hatraktor (Tractor's Revenge) .

Die Vielfalt der israelischen Musikszene, die hier nur ansatzweise dargestellt werden konnte, hat natürlich auch mit der Vielfalt der kulturellen Einflüsse der Herkunftsländer der Menschen zu tun, die, oder deren Vorfahren nach Israel einwanderten. Zuweilen werden diese gerade von jüngeren Leuten wiederbelebt, wie das Beispiel der Sängerin Yasmin Levy zeigt, die unter anderem auf Ladino singt . Eine aufregende Mischung traditioneller und moderner Musik spielt die Gruppe Balkan Beat Box , die erst kürzlich am Meer von Tel Aviv in brütender Hitze ein ebenso heißes Konzert gaben.

Politische Statements bei Konzerten von Musikern und Musikerinnen gibt es kaum. Auch Amir Lev, der sich in dem oben erwähnten Interview mit Haaretz sehr politisch gibt und unter anderem den Rassismus in der israelischen Gesellschaft beklagt, sagte bei seinem Konzert Anfang Juni 2010, kurz nach der Kaperung der Gaza-Flottille, kein Wort zu der politischen Situation. Glaubt man einem Artikel von Orit Galili Zucker von der Bar Ilan Universität, dann scheint dies die Regel zu sein. Sie vergleicht einen der bekanntesten Sänger Israels, Shlomo Artzi, mit Bono von der irischen Gruppe U 2 und beklagt, dass Shlomo Artzi nie seine Bekanntheit für ein politisches Thema genutzt habe .

Der Auftritt internationaler Künstler_innen dagegen ist oft ein Politikum. Besonders internationale Pop- und Rockstars sehen sich dem Druck pro-palästinensischer Gruppen ausgesetzt, die sie zum Boykott Israels aufrufen. Die Musiker_innen gehen unterschiedlich damit um: Paul McCartney, Madonna, Elton John und Rod Steward haben die Kritik ignoriert. Elvis Costello, Gil Scott Heron und die Pixies haben ihre Konzerte abgesagt. Roger Waters (ehemals Pink Floyd) fuhr an die in den vergangenen Jahren errichtete Mauer in Jerusalem und gab ein politisches Statement ab (das der israelische Regierungssprecher mit den Worten „We don’t need no education!“ kommentierte). Außerdem hatte er sein Konzert aus dem Ha’Yarkon Park in Tel Aviv auf ein Feld in der Nähe der jüdisch-arabischen Gemeinschaftssiedlung Neve Shalom/Wahat Al Salam  verlegt. Von den 55.000 Besuchern, die das Konzert hören wollten, kamen 35.000 mit dem Auto. Das führte zu dem bis dahin größten Verkehrsstau Israels.

Nationalistische Kräfte in Israel kommentieren Absagen von Konzerten ebenso wütend, wie sie die internationale Künstler_innen bejubeln, die in Israel Konzerte geben . Es gibt aber auch nachdenklich-kritische Stimmen. Nach der Absage des Konzertes von Elvis Costello kritisierte Ariana Melamed die Entscheidung, erst ein Konzert anzusetzen und dann abzusagen. Die israelische Besatzung hätte dem Künstler schließlich ebenso bekannt sein müssen, wie die Menschenrechtsverletzungen gegenüber der palästinensischen Bevölkerung. Im Übrigen gebe es bessere Wege, um seinen Protest zum Ausdruck zu bringen. Man könne in Israel auftreten und den vollen Eintrittspreis verlangen und dann in den palästinensischen Gebieten ein Freikonzert geben. Man könne die Konzerteinnahmen an eine politische Gruppe spenden. Und man könne nach Israel kommen und dem Publikum von der Bühne her erklären, was man von der Regierungspolitik hält und denjenigen, die sie unterstützen .

Doch die Realität ist geprägt vom Boykott einerseits und dem Beschweigen der politischen Konfliktlage andererseits. Ich habe in Israel Konzerte von Joe Jackson, Calexico, John Mayall und Dream Theater gesehen, bei denen kein politisches Wort fiel. Einer, der im Jahr 2009 einen anderen Weg suchte, war Leonard Cohen. Er plante neben dem Konzert in Tel Aviv auch ein Konzert in Ramallah. Das scheiterte jedoch an der politischen Konfliktlage sowie an innerpalästinensischen Spannungen. Die Organisatoren seines geplanten Konzertes in Ramallah, wurden von politischen Kräften unter Druck gesetzt, die von Leonard Cohen für einen Auftritt in Ramallah die Absage des Konzertes in Tel Aviv verlangten. Immerhin spendete Cohen die Einnahmen des Konzertes  an eine israelisch-palästinensische Organisation von Menschen, die Verwandten in dem Konflikt verloren haben .


Jörn Böhme, Tel Aviv im Juli 2010

 

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